Mein Wacken-2023-Erlebnis

(Lars) SQUEALER haben eine kleine Pause eingelegt, aber ganz untätig sind wir doch nicht.

Relativ kurzfristig hatte ich für meinen Schwager die Aufgabe übernommen, China beim Metal Battle als Juror zu vertreten (internationaler Band Contest im Rahmen des W:O:A). Grundsätzlich bin ich der Typ, der sich eine Zusage genau überlegt, dann aber auch die Zusage einhält. Die Juroren können jeweils zwei Gäste mitbringen. Da der Contest für zwei Tage stark bindet, denn man muss alle 30 Bands gesehen und bewertet haben, war ich gut beraten zwei gute Kumpels mit Festival-Erfahrung und entsprechender Ausstattung anzufragen. Nach einigen Telefonaten war die Sache klar und in einer gemeinsamen Besprechung geklärt, wer was übernimmt.

Am Dienstag sind wir dann gen Norden gestartet, die Botschaften zu den schlechten Bedingungen waren bereits raus und die Gummistiefel an Bord. Während der Fahrt gab es dann die offiziellen Aufrufe, erstmal nicht anzureisen. Bisheriger Schriftverkehr ging immer über meinen Schwager, was nicht optimal war. Sicherheitshalber hatte ich mir die Kontaktdaten des Projektleiters geben lassen. Kurz hinter Hamburg habe ich bei einem Zwischenstop versucht, die aktuelle Situation abzufragen. Da aber scheinbar die Kommunikationstechnik in Wacken überlastet war, schlugen alle Versuche fehl. Die Autobahnabfahrt bei Wacken sollte offiziell gesperrt sein, ich hatte aber die Hoffnung, dass diese für VIP/Artists/Presse frei ist, denn das ist der schnellste Weg zum VIP-Check-In. Falsch gedacht. Wir also weiter zur nächsten Abfahrt und über Landstraßen wieder Richtung Wacken.

Vor der Zufahrt zum VIP-Check-In dann Stau, da viele Festivalbesucher ebenfalls diese Zufahrt nutzen wollten, um auf das Gelände zu kommen. Da ich den Schleichweg dorthin nicht kannte, bin ich erstmal zu Fuß los. Dort hatten sich lange Warteschlangen gebildet und die anwesenden Ordner machten mir nicht gerade Mut, dass wir mit unserem PKW auf den VIP-Campingplatz gelangen. Ich also erstmal zurück und meine Truppe über einen Waldweg zum Check-In gelotst und eine Parkmöglichkeit gesucht. Nachdem wir fast eine Stunde in der Schlange standen, kamen wir endlich dran und es stellte sich heraus, dass meine Mitstreiter nicht im Akkreditierungsserver gelandet waren. Da stand ich nun mit meinen Artist-Bändchen und es ging trotzdem nicht weiter.

Stand bis dahin: Keinen Zugang für meine Truppe, Aufbau auf dem Campground fraglich, Projektleiter nicht erreichbar, einsetzende Dunkelheit und wieder Regen. Eine Entscheidung muss her. Wir buchen Zimmer in Hamburg und düsen ab. Zwischenzeitlich hat meine Frau den Projektleiter von Zuhause aus erreicht und er ruft mich zurück. Nach kurzem Telefonat ist das mit der Akkreditierung geklärt und läuft. Wir beschließen also in Hamburg zu übernachten und am nächsten Tag wieder nach Wacken zu fahren. Bis dahin sollte sich die Lage hoffentlich gebessert haben.

Um 07:00 Uhr schlage ich die Augen auf und sehe in der Wacken-App den verhängten Anreisestop. Ich fühle mich zunächst nicht angesprochen, mit den Artist-Bändchen am Arm werde ich schon durchkommen. In meiner Truppe aber war der Mut aufgebraucht. Verständlich, da es nach wie vor jede Menge Fragezeichen gab und es letztendlich auch ziemlich unvernünftig wäre, sich mit aller Gewalt dort niederzulassen, um dann vielleicht auf unbestimmte Zeit festzusitzen. Zudem hatte der Deutsche Wetterdienst auch noch vor weiteren Regenfällen und Gewittern gewarnt. Also wieder Anruf beim Projektleiter. Mit beneidenswerter Ruhe hat er mir mitgeteilt, dass er an unserer Stelle nicht unbedingt nach Wacken fahren würde und auch niemand garantieren kann, dass wir zu diesem Zeitpunkt auf das Gelände kommen oder dieses am Samstag wieder verlassen können. Daraufhin habe ich meine Teilnahme schweren Herzens abgesagt und auch mein Bedauern ausgedrückt. Wir sind als Truppe gemeinsam hingefahren und waren auch aufeinander angewiesen, ich wollte unsere langjährige Freundschaft nicht belasten, indem ich alles dransetze uns auf das Gelände zu bringen und das ggf. mit gesundheitlichen oder materiellen Schäden endet. Zumal völlig unsicher war, was denn vor Ort geht oder nicht geht, bzw. ob nicht doch noch alles abgesagt wird. Von daher war meine Absage bitter, aber auch vernünftig.

Das es für die anwesenden Fans dann doch noch zu einem halbwegs akzeptablen Ereignis wurde, freut uns natürlich. Ich möchte auch keinem in irgendeiner Weise Schuld aufladen, alle Beteiligten haben sich unheimlich angestrengt, das Beste aus der Situation zu machen. Am Ende mussten wir für uns eine Entscheidung treffen. Eine Information, ob und wie der Metal Battle durchgeführt wurde und wer eventuell gewonnen hat, habe ich leider noch nicht. Für mich bleibt eine gewisse Verbitterung, da ich gerne meiner Aufgabe nachgekommen wäre und auch die neuen Bands gerne gehört hätte, viel lieber als so manch etablierte „Band“.

Viele Grüße, Lars


Nicht ganz ernst gemeinter Nachsatz: Mit Squealer hätten wir das Problem anders gelöst. Wir wären nach Miami geflogen und hätten uns in den Everglades ein Sumpfboot gemietet. Damit wären wir über den Atlantik direkt bis zur Bühne geschippert.

Ich wünsche allen Fans ein gelungenes Wacken 2024!

Bandcamp

Wir bieten einige Artikel zum Kauf auf der Internetplattform Bandcamp an. Wenn Du dich dort umsehen möchtest musst Du den Link “Weiterleitung zu Bandcamp” benutzen. Dadurch wirst Du auf eine Seite von Bandcamp.com geleitet, deren Sitz sich in den USA befindet. Ein Klick auf diesen Link ruft die Internetseite von Bandcamp auf, wobei die IP-Adresse des aufrufenden Endgeräts sowie die Adresse der Seite, von der aus verlinkt wird („Referrer“), an die aufgerufene Plattform in die USA übermittelt werden. Von uns selbst werden im Zusammenhang mit diesem Link jedoch keine Daten erhoben oder verarbeitet. Die Benutzung des nachfolgenden Links “Weiterleitung zu Bandcamp” setzt Dein Einverständnis zu diesem Vorgang voraus.

Weiterleitung zu Bandcamp

Für einen eventuellen Kauf gelten die bei Bandcamp eingestellten Bedingungen, alle dort getätigten Aktionen liegen im Verantwortungsbereich der Betreiber von Bandcamp.com.

Weitere Informationen zum Datenschutz findest du hier.